Die Schwarzbauer-0rgel von Batzenhofen St. Martin

Stellungnahme zum Zustand der Orgel und möglicher Verbesserungen

Dem Wunsch der Pfarrei St. Martin entsprechend habe ich am 10.10.2012 die Schwarzbauer-Orgel in Batzenhofen gründlich untersucht.
Nachfolgende Erkenntnisse wurden von mir festgestellt.

l. Spieltisch:
Wie schon von mehreren Seiten berichtet ist eines der Hauptprobleme dieser Orgel die schlechte Repetition der gesamten Spieltraktur. Um diesem Misstand auf den Grund zu kommen habe ich die Funktionsweise des Spieltisches genau untersucht.
Es gibt im pneumatischen Spieltischbau verschieden gute und schlechte Systeme.
Das System in Ihrer Orgel ist leider schlecht.
Es ist ein so genantes Zustromsystem. Der Windszustrom beginnt bereits an der Taste und
geht durch alle Koppeln direkt zum Windladenrelais und bläst dort ein Lederbälgchen auf.
Bei diesem System findet keine direkte Rohrentlüftung statt, da aber ohne Entlüftung die Absprache sehr langsam ist, wurden an allen Bleirohren vor dem Windladenrelais kleinere
oder größere Löcher eingebohrt. Durch diese Bohrungen entweicht dann der Wind schneller aus dem System. Andererseits entweicht auch der Wind dann, wenn ich die Taste drücke und verlangsamt somit die Funktion.
Dem Anschein nach hatte diese Orgel hatte auch 1920 keine viel bessere Repetition.
Es 1ässt sich auch sagen, dass die Ansprüche an eine gute Traktur 1920 sicher auch nicht so hoch waren wie Heute.
Ich würde Ihnen dringend abraten dieses jetzige Spieltischsystem zu restaurieren.
Es bleibt immer unbefriedigend.
Eine Möglichkeit wäre ein komplett neues Abstrom / Zustromsystem mit Umschaltrelais am Abgang zur Windlade. Diese Technik könnte eventuell auch in das vorhandene Spieltischgehäuse eingebaut werden.
Die Sitzposition des 0rganisten ist nicht besonders gut. Sie wurde schon etwas verbessert in dem die 0rgelbankseiten sehr unschön ausgeschnitten wurden um die Orgelbank weiter nach hinten schieben zu können.

2 Spieltraktur:
Die vorhandenen Lederbälgchen an den Windladenrelais und unter den Windladen sind sehr alt und sollten alle erneuert werden.
Die Membranenleisten an den Windladen sind nur sehr umständlich abzuschrauben, weil
immer mindestens ein, teilweise sogar zwei Bleirohre ausgerohrt werden müssen.
Die Drähte und Holzmuttern an den Relais sind in 0rdnung.
Die Bleirohre sind sehr schlampig verlegt.

3. Regierwerk:
Die Schaltrelais der Registertraktur sind an den Windladen zur Kirchenrückwand hin angebracht. Dies kommt daher, da die Windladen auf Sturz stehen.
Diese Relais sind fast unzugänglich angebracht und könnten im Falle einer Störung hohe Reparaturkosten verursachen.
Die Klopfgeräusche dieser Schaltungen sind sehr störend.

4. Windladen:
Die Windladen und Stöcke weisen (so weit sichtbar) keinen gravierenden Wurmbefall auf.
Die Holzmuttern an den Kegeldrähten sind gut zu regulieren.
Die Belederungen der Kegelventile sollten alle untersucht werden und am Besten neu beledert werden.
Ebenso müssen sämtliche Abstoppfilze an den Kegelventilen erneuert werden.
Die großen Metallpfeifen auf den Windladen sind schlecht gerastert und sollten neu befestigt werden.

5. Windanlage:
Die komplette Windanlage befindet sich auf dem Dachboden. Der Magazinbalg mit einer Größe von 2,5 m x 1,5 m ist sehr undicht und muss neu beledert werden.
Ebenso sind die Rückschlagklappen undicht und blasen den Schöpfbalg auf.
Das neuwertige Ventus - Orgelgebläse 14/120 mm befindet sich in einem ebenfalls neuen Schutzkasten mit Windansaug aus dem Kirchenraum. Die Leistung dieses Gebläses ist zu gering bemessen.
Der Magazinbalg verliert sehr viel Wind, so dass sich die Balgplatte kaum hebt.
Durch diese beschriebenen Umstände ist die Orgel auch sehr stark windsüchtig.

6. 0rgelgehäuse:
Das Orgelgehäuse aus Fichtenholz ist in einfacher Bauart angefertigt. Die Verschlussteile
sollten ausgebessert und neu angeschlagen werden.
Starker Wurmbefall wurde nicht fest gestellt.
Zur Verbesserung der Zugänglichkeit könnte die Prospektfront um ca. 40 cm nach Vorne versetzt werden. Die Windladen ruhen auf eigenen Holzböcken.
Es müssten aber die Bleirohre zu den Prospektladen verlängert und die Front nach Hinten zusätzlich befestigt werden. Die Gehäuseseiten müssten ebenfalls verändert und ergänzt werden.
Die Klangentfaltung vom Schwellwerk ist nur durch die wenigen Jalousien im Gehäusedach möglich. Sollte die Prospektfront um ca. 40cm nach Vorne versetzt werden, so könnten am Schwellwerkgehäuse Vorne noch zusätzliche Jalousien eingebaut werden, die jedoch die Zugänglichkeit zum Schwellwerk wieder hindern.

7. Pfeifenwerk und Intonation:
Die Holzpfeifen, besonders das Register Gedeckt 8', sind teilweise verwurmt.
Die Metallpfeifen wurden immer höher gestimmt, so dass bei vielen die Stimmrollen schon
am Anschlag sind. Die Stimmschlitze müssten nachgelötet werden.
Die Intonation ist farblos und blass.

Zusammenfassung
Zusammenfassend ist zu sagen, dass diese Schwarzbauerorgel kein sehr hochwertiges Instrument ist. Beginnend von der sehr schlechten Konzeption und der schlechten Technik (besonders im Spieltisch und der Spieltraktur) zieht sich diese Feststellung durch sämtliche Bereiche.
Durch die Tatsache dass nur noch wenige Schwarzbauerorgeln existieren ist zu vermuten,
dass viele dieser Instrumente ebenfalls von schlechter Qualität waren.
Orgelbaumeister Georg Weishaupt
 

 
Fotos zur Stellungnahme

Die Orgel von St. Martin, Batzenhofen

Spieltisch

Spieltischpneumatik
Spieltischpneumatik

Spieltisch: Pedalschaltung
Spieltisch: Pedalschaltung

Spieltischmechanik von hinten gesehen
Spieltischmechanik von Hinten gesehen

Abgeschnittene Orgelbank
Abgeschnittene Orgelbank

Membranleisten schlecht abnehmbar
Membranleisten schlecht abnehmbar

Spieltraktur: Entlüftungsbohrungen am Windladenrelais
Spieltraktur: Entlüftungsbohrungen am Windladenrelais

Neuwertiges Orgelgebläse
Neuwertiges Orgelgebläse

Magazinbalg auf dem Dachboden
Magazinbalg auf dem Dachboden

Löcherige Balgzwickel
Löcherige Balgzwickel

Möglicher Stimmgang hinter dem Prospekt
Möglicher Stimmgang hinter dem Prospekt

Schwellergehäuse und Prospektfront
Schwellergehäuse und Prospektfront

Aufgedrehte Stimmrollen, verwurmte Gedecktpfeife
Aufgedrehte Stimmrollen, verwurmte Gedecktpfeifen

Hauptwerk-Pfeifen
Hauptwerk-Pfeifen

 
 
Aufgrund der obenstehenden Stellungnahme erhielt Herr Pater Stefan U. Kling, der Leiter des Amts für Kirchenmusik am Bischöflichen Ordinariat Augsburg, bei einem Ortstermin am 18.10.2012 von Herrn Dr. Nikolaus Könner, dem Hauptkonservator und Referatsleiter für Praktische Denkmalpflege am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, die mündliche Mitteilung, dass aufgrund des Ergebnisses der Untersuchung von Orgelbaumeister Weishaupt ein Neubau der Orgel in Batzenhofen akzeptiert werden kann, wobei der Orgelprospekt auf jeden Fall übernommen werden soll, ebenso nach Möglichkeit gute Register, die in das Konzept einer neuen Orgel passen.
 

 
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