Der heilige Martin von Tours

Sankt Martin, der Patron der Bettler und Geächteten, der beliebteste Heilige in Europa, Beschützer aller Bedrängten und Schrecken aller Gewalttätigen, wird bereits seit dem 5. Jahrhundert verehrt. Im Mittelalter war sein Grab in der Martinsbasilika von Tours ein beliebtes Wallfahrtsziel und galt als fränkisches Nationalheiligtum. Sein Mantel wurde von den Merowingern als Reichskleinodie verehrt und in einem besonderen kleinen, dem Gottesdienst geweihten Raum aufbewahrt. Dieser Raum wurde "Capella" (Cappa = Mantel) genannt. Noch heute nennen wir daher eine kleine Kirche Kapelle.
Das berühmteste Martinsbild ist vielleicht die Darstellung im Martinsdom in Lucca mit der ergreifenden Szene, in der Martin seinen Mantel mit dem Bettler teilt.
Die Geschichte von Sankt Martin beginnt um 316 in Steinamanger in Ungarn. Hier wurde der Frankenheilige als Sohn eins römischen Offiziers geboren, der sich als Veteran dort niedergelassen hatte. Die Eltern waren beide Heiden, doch der junge Martin ließ sich mit 18 Jahren in Amiens taufen. Anlaß für diesen Entschluß soll das Erlebnis gewesen sein, von dem die Legende der Mantelteilung berichtet. Nachdem Martin in die Fußstapfen seines Vaters getreten war, diente er in einem römischen Reiterregiment in Gallien. Dort suchte er den heiligen Hilarius von Poitiers auf, um sich von ihm in der Theologie unterweisen zu lassen. Er erhielt nach dieser Ausbildung die niederen Weihen. Der junge Christ soll sehr bekümmert gewesen sein, daß seine Eltern noch immer Heiden waren. Man erzählt sich, er sei in seine Heimat zurückgekehrt und habe seine Mutter bekehrt. Die Arianer aber verfolgten und mißhandelten ihn und vertrieben ihn aus Pannonien. Er floh daher auf das kleine Eiland Gallinaria im Golf von Genua und lebte dort fünf Jahre als Einsiedler nach dem Vorbild der ägyptischen Eremiten. Dann zog er sich nach Gallien zurück.
Hier gründete er um 360 in der Nähe von Poitiers eine Zelle, die zum Grundstock der ersten zönobitischen (d.h. in fester klösterlicher Gemeinschaft lebenden) Mönchsgemeinschaft von Frankreich wurde. Sein frommes Büßerleben und seine Wundertaten beeindruckten das Volk so sehr, daß es ihn zum Nachfolger des Bischofs von Tours wählte. In seiner Bescheidenheit versteckte er sich, wurde jedoch, wie die Legende zu berichten weiß, vom Geschnatter der Gänse verraten. Mit sanfter Gewalt nach Tours geführt, beugte er sich jedoch dem Volkswunsch und übte sein Amt, unbekümmert um Lob oder Tadel, seinem einfachen Mönchsleben treu bleibend aus. Er wohnte in dem von ihm an der Loire gegründeten Kloster Marmoutier, das er zu einer Schule von christlichen Missionaren machte. Er wurde zum Vorbild für das ganze abendländische Mönchstum, da er als erster asketisches Leben mit dem Apostolat verband. Mit seinem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und seiner Liebe zum Volk wurde er zum erfolgreichsten Apostel Galliens. Er trug die Lehre vom "neuen Weg" bis in die letzen Winkel seines Bezirks. Seine Wunderkraft wurde überall gerühmt, er vollbrachte mit Gottes Hilfe sogar mehrere Totenerweckungen. Der heilige Bischof von Tours starb auf einer Visitationsreise in Candes um das Jahr 400.
Dargestellt wird er fast immer als römischer Krieger auf einem weißen Pferd (zur Unterscheidung von St. Georg, der ein braunes Pferd reitet) mit rotem Mantel, den er mit dem Bettler teilt. Andere Darstellungen zeigen ihn im Bischofsornat mit der Gans zur Seite. Neben den Bettlern ist er auch den Schneidern, Soldaten, Waffenschmieden und anderen Gewerbetreibenden Patron.
Aus der Vielzahl der Legenden, die sich um ihn ranken, seien hier die von der Mantelteilung und die von der Gans erzählt:
Als Martin die Taufe noch nicht empfangen hatte geschah es, daß an einem kalten Winterabend der junge Soldat mit seinen Kameraden die Straße nach Amiens entlang ritt. Da trat aus dem Stadttor eine armselig in Lumpen gehüllte Gestalt hervor und streckte ihm zitternd die ausgezehrten Hände entgegen. Da der junge Soldat kein Geld bei sich trug, ihn die Blöße des Bettlers aber dauerte, zog er kurzerhand sein Schwert und schnitt unter dem Gelächter seiner Kameraden für den Armen die Hälfte seines Mantels ab. In der Nacht erschien ihm im Traum Christus mit dem Stück seines Mantels bekleidet und sprach zu der Heerschar der ihn begleitenden Engel: "Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich bekleidet." Dieses Traumgesicht beeindruckte den jungen Mann so sehr, daß er sich umgehend taufen ließ.
Später, als man Martin zum Bischof von Tours gewählt hatte, wollte er diese Würde nicht annehmen und versteckte sich in einem Gänsestall. Als man aber nach ihm suchte, verrieten die Gänse mit ihrem Geschnatter, daß sich Martin dort verborgen hatte. Man führte ihn nach Tours, wo er geweiht wurde. Oft wir der Heilige daher mit einer Gans dargestellt und auch der Brauch, eine Martinsgans zu verspeisen, geht auf diese Legende zurück.
Weitere Legenden findet man auf www.martin-von-tours.de. Dort gibt es auch Geschichten, Laternen, Lieder und Rezepte.
 

 
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