Orgelgeschichten

So. 31. Mai 2009:
Pünktlich zum Pfingstsonntag zeigte sich unser altes Mädchen wieder einmal eigensinnig: Dem Organisten gelang es während des ganzen Festgottesdienstes nicht, ein festsitzendes Ventil zu lösen. So war dauernd ein Baßton als Hintergrundgeräusch zu hören. In den Spielpausen mußte daher jeweils das Register abgestellt werden.
Irgendwie erinnerte das Verhalten der Orgel an einen Dudelsack, bei dem ja auch die Baßpfeifen permanent ertönen. Dudelsäcke sind typisch für die schottischen Highlands; den dort lebenden Menschen sagt man große Sparsamkeit nach.
Bleibt zu hoffen, daß die Bürger der Pfarrgemeinde St. Martin die pfingstlichen Dudelsackklänge nicht als Aufforderung zu schottischer Sparsamkeit interpretieren, sondern sich weiterhin so großzügig zeigen, wie bisher. Dann kann in einigen Jahren die Erneuerung des störanfälligen Instruments in Angriff genommen werden. Falls jemand die hängenden Töne abgehen sollten, kann er dann ja ein "Dudelsackregister" spendieren. So würde die "neue" Batzenhofener Orgel ein ganz außergewöhnliches Instrument werden, denn Dudelsackregister gibt es nur sehr wenige.

So. 26. Juli 2009:
Wenn man früher mit einem alten Mittelwellenradio einen entfernten Sender nur leise empfangen konnte und daher den Lautstärkregler weit aufdrehen mußte, konnte man im Hintergrund oft einen 50 Hz-Brummton hören: Aufgrund der erforderlichen hohen Verstärkung konnte die Netzfrequenz im Lautsprecher gehört werden.
An genau diesen Brummton erinnerte unsere Orgel während des Evangeliums. Der Organist schaltete mehrfach aus und wieder ein, doch der Brummton war jedesmal wieder da, auch als die Orgel am Ende der Predigt zwangsläufig wieder in Betrieb gehen mußte.
Manche Menschen lieben ja den typisch nostalgischen Klang alter Röhrenempfänger. Doch selbst sehr alte Orgeln kommen, sofern sie intakt sind, ohne störende Hintergrundgeräusche dieser Art aus. Wenn es bei uns ungewollt brummte, zeugte dies nur einmal mehr davon, wie sehr sanierungsbedürftig unsere Orgel mittlerweile geworden ist. Glücklicherweise haben das viele in der Pfarrei St. Martin lebende Menschen bereits erkannt und unterstützen unseren Verein durch ihre Mitgliedschaft und / oder Geldspenden. Hierfür sei allen herzlich gedankt. Alle anderen, die immer noch denken, was soll das, die Orgel spielt doch jeden Sonntag, dürfen sich der nächsten Orgelgeschichte sicher sein ...

So. 04. Juli 2010, Ulrichsfest:
 
Was tönt von der Empore klack-klack, klack-klack?
Es ist der Organist im Sonntagsfrack!
Die Pedale, sie zwicken, die Register, sie klemmen,
er muß sich mit Kraft dagegen stemmen.
 
Da - auf einmal ertönt, es ist eine Qual,
ganz von selbst und recht laut das Salicional.
Was kann er nur tun, es ist ihm ein Graus,
da hilft nur noch eines: Gebläse aus!
 
Und beim Evangelium hoch über des Volkes Köpfen
bemüht sich der Organist mit Schaltern und Knöpfen.
Gebläse ein, der Organist stöhnt,
denn jetzt auf einmal der Bourdon dröhnt.
 
Und so hat das Lied zum Zwischengesang
nicht den gewohnten, vertrauten Klang.
Der Spieler kämpft tapfer und meistert das Stück,
dann kann er pausieren zur Predigt zum Glück.
 
Bevor die Messe dann weitergeht
schickt er zu Cäcilia ein Stoßgebet.
Das Instrument erklingt, brav spielt er die Strophen,
doch fortan da fürchtet er Batzenhofen.


 

 
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