Ein altes Blechschild, das 2019 bei Aufräumungsarbeiten in alten Notenschränken gefunden wurde beweist, daß es in unserer Pfarrkirche bereits um 1725 eine Orgel gab. Es handelte sich um ein Instrument mit 8 Registern, dessen Erbauer unbekannt ist. Von 1717 - 1720 erhielt unsere Kirche ein neues barockes Langhaus, das 1722 konsekriert wurde. Vielleicht ging ja damals die Neuweihe der Kirche mit einer Orgeleinweihung einher?
1854 hat dann Cyprian Briechle (Priechle) aus Kettershausen eine neue Orgel mit 12 Registern aufgebaut und dabei die weitgehend unbrauchbar gewordene Vorgängerorgel in Zahlung genommen.
Diese Briechle-Orgel wurde dann 1919/20 durch die bis November 2017 genutzte Schwarzbauer-Orgel ersetzt, auf die nachfolgend näher eingegangen wird und die ihrerseits 2019 durch einen Neubau von Robert Wech, Buchloe ersetzt wurde (sh. unten):
 
Die Schwarzbauer-Orgel von St. Martin Batzenhofen


Sieht nicht schlecht aus, ist aber irreparabel: Die Orgel in St. Martin, Batzenhofen

Bei der Batzenhofener Schwarzbauer-Orgel handelte es sich um eine pneumatische Kegelladenorgel. Dieser Orgeltyp entstand Mitte des 19. Jahrhunderts und ist aufgrund des relativ einfachen Konstruktionsprinzips trotz der Nachteile, welche dieses mit sich bringt, weit verbreitet: Für jede Orgelpfeife ist ein eigenes, kegelförmiges Ventil vorhanden, welches sich in den entsprechenden Registerkanzellen der zugeordneten Windlade befindet und nach dem Öffnen den Wind von der Registerkanzelle zur Orgelpfeife freigibt.
Erfolgt die Ansteuerung dieser Ventile wie in Batzenhofen pneumatisch, so wird durch das Drücken einer Taste zunächst nur ein Hilfsventil geöffnet, welches einen kleinen Lederbalg aufbläst, der dann das eigentliche Kegelventil der Pfeife öffnet. Dies hat dies typischerweise eine unpräzise Funktion zur Folge, welche durch den Verlust an Winddruck in den langen, engen Bleiröhren der pneumatischen Traktur entsteht und zudem ein verzögertes Ansprechen mit sich bringt. Weiter neigen die Kegelventile dazu, Nebengeräusche zu verursachen, die sich bei Betätigung mehrerer Ventile pro Ton vervielfachen.
Die Batzenhofener Orgel entstand als Opus 58 in den Jahren 1919/20 in der Orgelbauanstalt Julius Schwarzbaur in Mindelheim mit folgender Disposition:
 
1. Manual2. ManualPedal
C - f'''C - f'''C - d'
 schwellbar 
Bourdon 16'  
Principal 8'Geigenprincipal 8'Subbaß 16'
Gedeckt 8'Lieblich gedeckt 8'(Stillgedeckt 16')
Flöte 8'Salicional 8'Violinbaß 8'
Salicional 8'Aeoline 8'Cello 8'
Octav 4'Voxcoelestis 8' 
 Traversflöte 4' 
 Quinte 2 2/3' 

Normalkoppeln, Superoktavkoppel II-I, Suboktavkoppel II-I
Knöpfe: Pianopedal, Auslöser; piano, mezzoforte (m.h.), forte, tutti
Jalousietritt

Neben den oben beschriebenen, bauartbedingten Unzulänglichkeiten wies die Orgel weitere bedeutende Schwachstellen auf: Für die freistehende Aufstellung des Spieltisches mitten vor dem Instrument und mit Blick des Spielers zum Altar wurde unverhältnismäßig viel Platz benötigt. Zusammen mit der Stellung der beiden Manualwindladen auf Sturz, was eine große Orgeltiefe bedingt, ergab sich insgesamt eine sehr enge, schlecht zu wartende Anordnung mit schlechter Klangabstrahlung.
Aufgrund der beschriebenen, nicht behebbaren Unzulänglichkeiten wurde von der Denkmalschutzbehörde im Februar 2013 die Erlaunbins zur Erneuerung der Orgeltechnik erteilt. Der historische Prospekt mußte jedoch wiederverwendet werden.
Die Orgel wurde im November 2017 abgebaut und befand sich zur Erneuerung bei Orgelbau Wech, Buchloe. Als Übergangslösung wurde eine kleine Leihorgel zur Verfügung gestellt.
 
 
Die Wech-Orgel von St. Martin Batzenhofen


Historischer Prospekt, neues Innenleben: Die Orgel in St. Martin, Batzenhofen

Am 18.06.2019 wurde als Vorleistung für die Balgreparatur das neue Balghaus in Eigenleistung teilaufgestellt. Am 16.07. begann Fa. Wech mit der Reparatur des historischen Balgs im Kirchendachboden. Der Aufbau der neuen Orgel im alten historischen Prospekt begann am 22. Juli 2019. Das neue Balghaus wurde am 12.08. in Eigenleistung komplettiert. Der Fortschritt der Arbeiten wurde regelmäßig in der Facebook-Gruppe 'I bin aus Batzahofa' dokumentiert.
Die Arbeiten an der neuen Wech-Orgel kamen am 23.09. zum Abschluß. Am 06.10. wurde die Orgel erstmals beim Sonntagsgottesdienst gespielt und am Kirchweihsonntag 20.10.19 erfolgte der Festgottesdienst zur feierlichen Orgelsegnung durch H. H. Pater Stefan Kling. Organist zu diesem besonderen Anlaß war Marius Herb aus dem benachbarten Hirblingen, der Gewinner des internationalen Orgelwettbewerbs Wuppertal 2019.
 
Orgelbaumeister Robert Wech aus Buchloe schreibt über die von ihm gebaute Orgel:
Mit der neuen Orgel von St. Martin wird eine lange Tradition fortgesetzt, die bis in das frühe 18. Jahrhundert zurückreicht. Bereits aus dieser Zeit wird von einer ersten Orgel in Batzenhofen berichtet. Beim jetzigen Orgelneubau wurde der genau vor 100 Jahren geschaffene und unter Denkmalschutz stehende neubarocke Orgelprospekt ebenso wiederverwendet wie die Balganlage auf dem Dachboden der Kirche. Der neue Spieltisch ist freistehend mit Blickrichtung zur Orgel.
Die Disposition (Zusammenstellung der Register und deren Verteilung auf die einzelnen Teilwerke) wurde so überlegt, dass das Instrument zunächst seine liturgischen Aufgaben (Begleitung von Gemeinde- und Chorgesang) erfüllen kann, darüber hinaus dem Organisten aber auch Möglichkeiten zur Hand gegeben werden, festliche Vor- und Nachspiele, meditative Zwischenspiele und konzertante Musik verschiedenster Epochen zu realisieren.
Der technische Bereich der Orgel wurde ausnahmslos in der seit Jahrhunderten bewährten mechanischen Bauweise angefertigt. Die rein mechanische Traktur (Verbindung der Tasten zu den Tonventilen unter den Pfeifen) gewährt eine auf Dauer zuverlässige Funktion und ermöglicht dem Organisten, durch seine Art zu spielen, direkten Einfluss auf die An- und Absprache der Pfeifen zu nehmen.
Die Dynamik der Pfeifen des zweiten Manuales (Schwellwerk) kann mittels eines Trittes vom Spieltisch aus abgeändert werden. Die dazu gehörigen Register stehen in einem geschlossenen Gehäuse, dessen Jalousien stufenlos geöffnet und geschlossen werden können. Diese Betätigung ist ebenso mechanisch konstruiert.
Das Pfeifenwerk besteht ausschließlich aus hochwertigen Zinn-Blei-Legierungen unterschiedlichster Zusammensetzung und ausgesuchten, luftgetrockneten, heimischen Hölzern (Ahorn, Fichte, Eiche). In der neuen Orgel befinden sich 954 Pfeifen, davon 46 aus Holz und 908 aus Metall. Von diesen wiederum sind 898 als Labiale (Lippenpfeifen) und 56 als Linguale (Zungenpfeifen) gebaut. Bei Labialpfeifen wird der Ton ähnlich wie bei einer Blockflöte durch die im Inneren der Pfeife schwingende Luftsäule erzeugt. Bei Zungenpfeifen hingegen entsteht der Ton durch ein schwingendes Metallplättchen. Die größte Pfeife der Orgel (Subbaß 16', C) misst ca. 2.40 Meter, die kleinste Pfeife (Terz 1 3/5', g''') hat eine Körperlänge von ca. 1 Zentimeter.
Im gesamten Orgelwerk finden sich ausschließlich heimische Hölzer wieder, die ein optimales Verhalten gegenüber Klimaeinflüssen haben. Die heute noch tadellos funktionierenden Instrumente aus vergangenen Zeiten belegen dies hinreichend. Das Instrument wurde mit größtmöglicher handwerklicher Sorgfalt in über 4.000 Arbeitsstunden geplant, gebaut und intoniert.

 
Disposition:
1. Manual2. ManualPedal
Hauptwerk C - g3Schwellwerk C - g3C - f1
   
1. Principal 8'  9. Bourdon 8'15. Subbaß 16'
2. Rohrflöte 8'10. Salicional 8'16. Baßflöte 8'     (Transmission mit 9.)
3. Gamba 8'   C-H mit Rohrflöte11. Vox Celeste 8'   ab c017. Trompete 8'   (Transmission mit 14.)
4. Octave 4'12. Flöte 4' 
5. Quinte 22/3'13. Waldflöte 2' 
6. Superoctav 2'14. Trompete 8' 
7. Terz 1 3/5'  
8. Mixtur 11/3'Tremulant 

Koppeln               II/I               I/Ped               II/Ped               SubII/I               SubII/II


Erklärungen in Anlehnung an Wikipedia
 
Information zur Batzenhofener Sankt Martins Kirche

Die geschichtliche Entwicklung der Orgel
 
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